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14.01.19

Manni Schwabl im Doppelpass

Manni Schwabl im Doppelpass

Manni Schwabl über …

Talentförderung: „Wir investieren sehr viel in die Nachwuchsarbeit. Ich verstehe aber nicht, warum wir nicht auch insgesamt mehr Top-Talente rausbringen, um nicht hunderte Millionen ins Ausland schäffeln zu müssen. Da müssen wir uns auch alle mal Gedanken machen, warum das so ist. Es kann ja nicht sein, dass sich einer in England besser entwickeln kann. Vielleicht muss man auch in gute Jugendtrainer im Kleinfeldbereich investieren und nicht nur bei der U19 und in der ersten Mannschaft. Ich glaube auch, dass da viel Druck von den Sponsoren kommt. Aber wenn wir mittel- und langfristig denken, wären wir alle gut beraten, wenn wir da unten mal den ein oder anderen Euro investieren würden. Ein Zweit- oder Drittligist hat die Zeit, Spieler zu entwickeln, es machen aber trotzdem viele nicht.“

gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen: „Die grundsätzliche Denkweise muss sich ändern. Dass man die kleinen Vereine auch mal von den Fernsehgeldern her ein bisschen besser stellt. Es gibt die erste und zweite Liga, dann eine riesige Kluft und erst dann die Dritte Liga, das Nirvana. Das muss man einfach so sagen. In der ersten und zweiten Liga werden 1,5 Milliarden Euro umgedreht und in der Dritten Liga und den Regionalligen, die auch eine sehr gute Nachwuchsarbeit betreiben, kommen gerade mal ein paar Prozent davon an. Da muss man sich schon mal fragen, ob das noch so sinnvoll ist. Wir als Unterhaching würden uns sportlich in dieser richtig geilen Liga sehr wohl fühlen. Aber wir haben den Druck da rauszukommen, sonst überlebst du es ja nicht. Das muss man sich mal vorstellen. Wir bekommen knapp 1 Million Euro Fernsehgeld. In der Zweiten Liga werden im Schnitt 10 bis 12 Millionen verteilt. Da muss man sich die Frage stellen, ob das „System Deutscher Fußball“ an der Basis nicht irgendwann mal zu hinterfragen ist.“

die Dritte Liga als Plattform für junge Spieler: „Wir brauchen ja keine Unmengen an Geld um für 60 Millionen Euro einen Spieler zu kaufen. Aber wir brauchen wenigstens so viel Geld, dass man den jungen Leuten die Chance geben kann sich zu entwickeln. Wenn ein 18-Jähriger in der Dritten Liga mit Haching in Kaiserslautern spielt und sich durchsetzt, ist er doch interessant für die Erste, Zweite Liga. Da brauch ich nicht jedes Mal 14 Millionen nach Argentinien zu überweisen, sondern investiere das ins eigene Land. Ich glaube schon, dass unten was ankommt. Wenn du gut ausbildest und den Jungs früh einen Vertrag gibst und die dann den nächsten Schritt gehen, dann ist doch der Sinn erfüllt. Im Übrigen ist die Dritte Liga doch auch als Nachwuchsliga installiert worden, davon sehe ich aber weit und breit nichts. Eigentlich würd ich einen 16-Jährigen wie Karim Adeyemi ja gern in der Dritten Liga sehen, aber in Deutschland geht das nicht, in Österreich schon. Auch das ist ein Thema, über das wir ein bisschen nachdenken müssen. Aber da müssen wir eben mal überlegen, warum ein 16-Jähriger nicht in der Dritten Liga spielen darf, sondern nach Österreich gehen muss. Ich habe da keine Antwort drauf. In anderen Ländern wie England und Spanien geht es ja auch. Vielleicht haben wir da Gesetze und Vorschriften, die das verbieten.

den Transfer von Karim Adeyemi nach Salzburg: „RB Salzburg wird ihn jetzt weiterentwickeln und vielleicht irgendwann nach England verkaufen. Dann wäre die Kette vervollständigt, weil wir davon auch was bekommen. Aber die Frage ist: Investieren wir das wieder in den Nachwuchs oder machen wir uns jetzt auch wichtig und kaufen teure Spieler ein? Das wollen wir doch gar nicht. Wir fangen jetzt von vorne an und wollen wieder einen neuen Spieler entwickeln.“

die Ablösesumme: „Wir haben einen sehr guten Preis erzielt (schmunzelt), ein Dreier war schon davor. Er hatte einen Vertrag. Und nicht nur Michael Zorc (Sportdirektor Borussia Dortmund, Anm. d. Red.) kann gut verhandeln (lacht). Die Summe ist in der Verhandlung zustande gekommen. Das ist das Gleiche wie beim Pulisic, der jetzt zu Chelsea geht. Die Frage ist, gibst du den Jungs frühzeitig einen Fördervertrag? Da muss man eben schnell sein, bevor die Berater kommen oder die Eltern unruhig werden. Aber er (Karim Adeyemi, Anm. d. Red.) hat sehr vernünftige Eltern. Die arbeiten auch bei uns. Die haben wir auch frühzeitig gebunden und dann war er gut aufgehoben. Die Frage ist: Muss ich früh zu einem großen Verein? Die Antwort ist: Nein! Er konnte sich doch in Unterhaching viel geräuschloser entwickeln, als wenn er schon mit 12, 13 zu einem großen Verein gewechselt wäre. Da hat er ja auch einen viel höheren Druck.

die Verantwortung bei jungen Spielern: „Das ist eine Frage des Umfelds. Eltern, Freunde, Berater beeinflussen das alle. Das ist es ja. Kicken können die Alle. Aber nur die sportliche Qualität reicht eben nicht, du musst auch die Persönlichkeit entwickeln und nicht gleich umfallen, wenn der erste Windstoß kommt. Da spielen viele Dinge eine Rolle.“

Link zur Sendung: https://www.sport1.de/tv-video/playlisten/doppelpass-sendung