Junioren
20.08.13

Im Interview: Raiser und Unterberger

Im Interview: Raiser und Unterberger

Wir haben mit dem damaligen Trainer Richard Raiser und dem aktuellen Coach Marc Unterberger zu diesen beiden Titelgewinnen ein Doppel-Interview geführt.

SpVgg: Herr Raiser, Marc, wir freuen uns, euch beide für ein gemeinsames Interview hier zu haben. Die erste Frage geht gleich an Sie, Herr Raiser: 12 Jahre ist Ihr Titelgewinn inzwischen her – wie sehen Ihre Erinnerungen an den damaligen Erfolg aus?

Richard Raiser: Ich habe noch immer sehr positive Erinnerungen an diese Geschichte. Das liegt auch daran, dass ich auch heute noch den Kontakt zum ein oder anderen Spieler oder den Eltern und zu meinen Co Trainer und Freund Alex Ruml von damals habe. Da redet man natürlich ab und an mal wieder drüber. Auch von anderen Vereinen, Schiedsrichtern oder Bekannten wird man immer wieder darauf angesprochen und gefragt, wann wir wieder den Cup holen. Obwohl es bereits 12 Jahre her ist, ist es derzeit so aktuell wie eh und je zuvor. Der Münchner Merkur hat ja jetzt auch anlässlich meines 50. Geburtstags eine Sonderseite mit diesem Thema gemacht und da hab ich dann bereits gesagt: „Wir holen den Cup 2013 wieder!“ und so kam es dann ja auch.

SpVgg: Waren Sie dann beim diesjährigen Titelgewinn mit vor Ort?

Richard Raiser: Ich wollte natürlich vorbeischauen, aber wegen einer wichtigen Familienfeier habe ich es leider nicht geschafft. Dennoch habe ich selbstverständlich fest die Daumen aus der Ferne gedrückt und war gedanklich mit dabei. Danach hab ich mich natürlich riesig gefreut.

SpVgg: Marc, du warst vor dem Turnier bereits zuversichtlich und hast dir auch Chancen ausgerechnet. Wie war deine Gefühlslage, als sich der Erfolg schließlich auch abgezeichnet hat?

Marc Unterberger: Wir sind ja erst mit einer Niederlage ins Turnier gestartet.  Da war die Anfangseuphorie dann schon etwas gedämpft. Als wir dann das Halbfinale erreicht haben, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Das war nämlich unser Minimalziel. Wir haben jedoch auch zuvor schon gewusst, dass wir das Halbfinale und eventuell auch das Finale gewinnen können, wenn wir einen guten Tag erwischen. Dass wir die beiden letzten Spiele des Turniers dann natürlich so deutlich dominieren und gewinnen, war aber natürlich nicht absehbar. Ein absolut tolles Gefühl!

SpVgg: Was hat denn Ihr Sieger-Team damals besonders ausgezeichnet, Herr Raiser?

Richard Raiser: Absolute Geschlossenheit. Im Jahr zuvor haben wir – mit Lars und Sven Bender im Team – zu den Favoriten gezählt. Damals haben wir es aber nicht geschafft. Die Mannschaft im Jahr des Titelgewinns war individuell eigentlich deutlich schwächer als die im Jahr zuvor. Wir hatten viele Spieler, die neu in den Verein kamen. Die Jungs sind dann zu einer geschlossenen Einheit zusammengewachsen, weil sie nicht nur Mannschaftskollegen, sondern auch Freunde waren. Jeder kämpfte für den anderen. Das hat dieses Team ausgemacht und den Erfolg erst ermöglicht.

SpVgg: Kennt man denn noch Spieler von damals bzw. spielen sie nun höherklassig?

Richard Raiser: Höherklassig zwar leider nicht, aber sie spielen noch weiterhin Fußball. Da ich ja noch mit einigen in Kontakt bin, kann ich sagen, dass aus allen ganz tolle Menschen geworden sind, die auch in ihrem Beruf einen guten Weg gemacht haben. Der ein oder andere ist dem Verein treu geblieben und ist ab und zu im Stadion anzutreffen. Der ganz große fußballerische Wurf ist aber nicht dabei rausgekommen.

SpVgg: Marc, wie kam es dazu, dass ihr im Halbfinale gegen Sechzig (4:0) und im Finale gegen Bayern (4:1) so deutlich gewonnen habt?

Marc Unterberger: Wir waren in diesem Jahr zweifelsohne sehr gut besetzt – besonders in der Offensive. Da hatten wir einfach mehr Klasse als unsere Mitkonkurrenten. Zum anderen habe ich mich auch immer auf die Spieler verlassen können, die wir eingewechselt haben, d.h. wir waren auch in der Breite sehr gut aufgestellt. Genau das hat sich dann in den K.O.-Spielen auch bezahlt gemacht und war so ein wenig der Schlüssel zum Erfolg. Die Identifikation meiner Jungs mit dem Verein ist sensationell. Wie sie sich nach den Toren z.B. auf das Haching-Wappen auf ihren Trikots geklopft haben, zeigt u.a. diese Verbundenheit. Diese Leidenschaft hat uns durch dieses Turnier getragen und war auch mit ausschlaggebend für diesen Titelgewinn.

SpVgg: Herr Raiser, Sie sind der Spielvereinigung immer noch sehr verbunden, verfolgen nahezu jedes Heimspiel der Profis und einige Jugendspiele – was glauben Sie, hat sich zu damals verändert?

Richard Raiser: Es hat sich viel verändert. Ich stand damals vor der Saison lediglich mit zwei, drei Einzelspielern da und musste innerhalb kürzester Zeit eine komplette Mannschaft aufbauen. Jetzt sieht man, dass ein starker Zusammenhalt im Verein von der F-Jugend bis hin zu den Profis da ist. Es existiert ein gemeinsamer Plan und davon profitiert auch jeder einzelne Jugendtrainer. Es wird also viel professioneller und konzeptioneller gearbeitet. Damals war es auch ein wenig Zufall, welchen Spieler man bekommen hat und ob er in die Mannschaft passt. Heute werden die Teams schon über Jahre hinweg mit Weitblick aufgebaut, wie man auch gerade beim Übergang von der Jugend zu den Profis sieht. Das sehe ich sehr positiv, denn das ist absolut der bessere Weg.

SpVgg: Titel sind schön, Marc, aber wichtig ist vor allem die Ausbildung der Spieler. Wie ist hier die Entwicklung bei der Spielvereinigung?

Marc Unterberger: Wir sind aktuell auf einem richtig guten Weg sind. Wie Richard schon sagte, haben wir ein hohes Maß an Durchlässigkeit zwischen dem Nachwuchsbereich und der Profiabteilung. Wir haben einen ständigen Erfahrungs- und Gedankenaustausch und auch im Kleinfeld- und D-Jugendbereich richtig starke Jahrgänge. Hier sind wir auf Augenhöhe mit den anderen Nachwuchsteams der Bundesligisten. Wenn wir diesen Weg so weitergehen, werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein und immer wieder gute Talente auch für die Profis hervorbringen.

SpVgg: Wo genau liegen die Ausbildungsschwerpunkt bei der E-Jugend?

Marc Unterberger: Ganz klar bei der Technikarbeit, der Ballschule und der Individualtaktik, aber auch bereits im konzeptionellen Bereich. Ähnlich wie bei den Profis haben wir auch schon einen genauen Plan. Dieser ist natürlich an die Jahrgangsstufe angepasst, so dass er für die Kinder verständlich ist. Ein weiterer Schwerpunkt ist sicherlich die Verbesserung der Beweglichkeit und der Koordinationsfähigkeit.

SpVgg: Sollte die SpVgg im nächsten Jahr auch wieder ins Merkur-Cup-Finale kommen, werden Sie dann diesmal live dabei sein, Herr Raiser?

Richard Raiser: Mein Traum wäre, auch als Sportreferent der Gemeinde Unterhaching, – das kann ich schon verraten – wenn das Merkur Cup-Finale hier in Unterhaching ausgetragen werden könnte.  Das hätte einen gewissen Charme, als Titelverteidiger im Alpenbauer Sportpark aufzulaufen. Dies hätten sich der ganze Verein und die Jugendabteilung durch ihre hervorragende Ausbildungsarbeit verdient. Zu diesem Traum gehören viele Unterhachinger Kindern, Zuschauern und Offiziellen hier im Stadion. Dann bin ich natürlich wieder sicher vor Ort und drücke die Daumen.

Marc Unterberger: … den Merkur Cup im Alpenbauer Sportpark zu verteidigen, das wäre natürlich die Krönung für uns. Aber zuerst müssen wir uns natürlich wieder für die Endrunde qualifizieren.

SpVgg: Vielen Dank euch beiden für dieses ausführliche Gespräch.