Profis
19.09.12

Zwei Schwaben in Bayern

Zwei Schwaben in Bayern

Sie kennen sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit bei den Stuttgarter Kickers. Im Jahr 2006 kam Mijo Tunjic als A-Jugendlicher zum blauen Traditionsverein, durchlief anschließend die Zweite Mannschaft und das Profi-Team und wechselte im Sommer 2010 von dort ins rund 250 Kilometer weiter süd-östlich gelegene Unterhaching. Marcel Avdic verbrachte die C- und B-Jugend in Degerloch, spielte ab 2008 dann zwei Jahre bei den A-Junioren des Karlsruher SC und kam ebenfalls zu Beginn der Saison 2010/11 zur Spielvereinigung. Während ihrer Zeit in der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt kümmerten sich die beiden neben der sportlichen auch um ihre schulische Karriere. An der Cotta-Schule, wo junge Sportler in Abstimmung mit den Trainingseinheiten am Unterricht teilnehmen können, machte Tunjic sein Fach-Abitur und Avdic erlangte seinen Realschulabschluss. Man kannte sich von Sehen. „In Stuttgart war unser Kontakt noch nicht so eng“, sagt Mijo Tunjic, der drei Jahre älter ist als Marcel Avdic. Im Sommer 2008, als Avdic zum KSC ging, sollten sich die Wege schließlich für zwei Jahre trennen. Als aber im Juni 2010 klar wurde, dass es bei der SpVgg Unterhaching ein Wiedersehen geben würde, war die Freude auf beiden Seiten groß. Tunjic: „Ich habe gelesen, dass Marcel auch nach Unterhaching kommt. Da haben wir gleich telefoniert.“ „Natürlich ist es schön, wenn man schon jemanden kennt, wenn man zu einem neuen Verein wechselt“, sagt Avdic. „Ich habe mich gefreut, als sich Mijo gemeldet hat.“

Neben ihrer gemeinsamen Vergangenheit bei den Stuttgarter Kickers gibt es weitere Parallelen im Leben der beiden Hachinger Fußballer. Sowohl Mijo Tunjic als auch Marcel Avdic haben bosnische Wurzeln. Avdics Vater ist gebürtiger Bosnier, „aber meine Mutter ist echte Schwäbin“, lacht der torgefährliche Mittelfeldspieler, der mit leichtem schwäbischen Dialekt spricht und in Stuttgart zur Welt kam. Auch Kollege Tunjic hört man beim Sprechen an, wo er herkommt. „Esslingen ist meine Heimat“, sagt der Angreifer, der im bosnischen Gradacac geboren ist und dort die ersten Jahre bei seiner Oma aufwuchs. „Mit drei Jahren kam ich nach Deutschland, wo meine Eltern bereits arbeiteten. Als ich in der vierten Klasse war, sind wir dann für ein Jahr nach Holland“, erzählt der 23-Jährige, der deshalb einen niederländischen Pass besitzt, sich aber in Deutschland zuhause fühlt. Mittlerweile sind Marcel Avdic und Mijo Tunjic gute Freunde geworden, teilen sich auf Auswärtsfahrten stets ein Zimmer und unternehmen auch in der Freizeit viel miteinander. „Umso schöner, dass es auch auf dem Platz bei uns beiden gerade ganz gut läuft“, sagt Avdic.

Das tut es in der Tat. Vergangene Spielzeit kam der heute 20-Jährige lediglich auf 14 Kurzeinsätze. In der Saison 2011/12 stand Avdic dagegen an jedem der ersten acht Spieltage in der Startelf und hat sich mit bislang vier Treffern einen Stammplatz erarbeitet. „Durch die regelmäßigen Einsätze steigt auch einfach das Selbstvertrauen“, sagt Hachings Nummer 20. Und die Nummer neun der Spielvereinigung ergänzt: „Wir hatten unter Trainer Heiko Herrlich eine neue Chance. Und die haben wir beide genutzt.“ Tunjic kam in der letzten Saison an 27 Spieltagen zum Einsatz und traf dabei insgesamt sechsmal. „In der Hinrunde lief es letztes Jahr noch ganz gut, aber nach der Winterpause hatte ich dann immer wieder mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen“, erinnert er sich. In der aktuellen Spielzeit wurde der Stürmer lediglich zweimal kurz vor Spielende ausgewechselt und erzielte bereits fünf Treffer. Tunjic und Avdic zahlen das Vertrauen der Trainer derzeit mit Toren zurück. So soll es auch heute gegen Werder Bremen weitergehen. Tunjic: „Eine bestimmte Tormarke habe ich mir nicht gesetzt, ich will bis zum Saisonende so viele wichtige Tore wie möglich schießen.“

Und zum Ende der Englischen Woche wartet am Samstag (17.09.) dann ein ganz besonderes Spiel auf die beiden bosnisch-schwäbischen Hachinger, wenn es im GAZI-Stadion auf der Waldau, das auch Heimstätte der Kickers ist, gegen die Zweite Mannschaft des VfB Stuttgart geht. „Das ist schon etwas Besonderes für mich, in diesem Stadion zu spielen“, blickt Mijo Tunjic voraus. Und Marcel Avdic bringt es mit einem Lächeln auf den Punkt: „Unser Ziel ist dort ein Auswärtssieg zuhause.“