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12.12.12

Schwabl, Schromm und Baum im Interview

Schwabl, Schromm und Baum im Interview

SpVgg: Manni Schwabl, Claus Schromm und Manuel Baum – die Hinrunde ist nun vorbei, und die ersten Spiele der Rückrunde auch bereits schon gespielt, wie fällt eure persönliche Bilanz nach 21 Spieltagen aus?

Manuel Baum: Sportlich fällt die Bilanz natürlich sehr positiv aus, mit den inzwischen 39 Punkten, die wir geholt haben. Damit hätte nun wirklich keiner gerechnet. Uns freut aber auch, dass man sieht, dass sich unsere Spieler weiterentwickeln und dass wir, was am Beispiel Sascha Bigalke zu erkennen ist, bereits Aufmerksamkeit erregen.

Claus Schromm: Ich bin nach neun Jahren wieder in den Verein zurückgekommen und wurde vom Trainerteam super aufgenommen. Die Arbeit mit den Trainerkollegen, der Mannschaft und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle macht unheimlich Spaß. Dementsprechend war es die absolut richtige Entscheidung von meiner Seite sich für die Spielvereinigung zu entscheiden. Sportlich läuft es – wie Manu bereits angesprochen hat, richtig gut und so sind wir sehr glücklich.

Manfred Schwabl: Absolut positiv war, dass das vermeintliche Experiment mit den beiden gleichberechtigten Trainern total aufgegangen ist – wir werden sehen, wie es ausschaut, wenn es mal sportlich nicht so gut läuft (lacht in die Richtung der beiden Trainer), aber wenn man die beiden Charaktere kennt, dann denke ich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben und auch positiv in die Zukunft schauen können.

SpVgg: Was hat euch hierbei am meisten überrascht?

Manfred Schwabl: Mich hat besonders überrascht, dass es spielerisch so gut gelaufen ist. Wir agieren statt reagieren auf den Gegner und das ist mir deutlich lieber, als wenn wir uns immer hinten reinstellen und einfach irgendwie noch ein 1:0 erschleichen und dann über die Zeit retten. Und das Ganze ist, trotz dem jungen Durchschnittsalter der Mannschaft, konstant durchgezogen worden. Das gute Abschneiden der jüngsten Mannschaft liegt aber auch an der tollen, konzeptionellen Arbeit unserer beiden Trainer. Die Art, wie die beiden vorgeben Fußball zu spielen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Überraschend war auch, dass wir bisher zusammen mit dem KSC die meisten Tore geschossen haben. Zwar haben wir auch viele kassiert, aber es war einfach immer etwas für die Zuschauer im Sportpark geboten.

Manuel Baum: Ich sehe das mit der Konstanz genauso, denn ganz Deutschland hat immer darauf gewartet, dass Unterhaching einbricht, aber dem war jetzt nicht so.

SpVgg: Wo seht ihr die Gründe für dieses tolle Abschneiden der jüngsten Mannschaft in der 3. Liga?

Claus Schromm: Wir haben sehr teamfähige Spieler. Wir hatten vor der Saison sicherlich auch ein wenig Glück mit den Verpflichtungen. Es stellt sich jetzt eben heraus, dass es eine sehr homogene Truppe ist, die miteinander nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platzes richtig Spaß haben und das sieht man dann eben auch im Spiel.

SpVgg: Manuel, Claus jetzt liegt eine komplette Runde mit dem neuen Trainermodell hinter euch. Wie verläuft die Zusammenarbeit von Team-Chef und Cheftrainer?

Manuel Baum: Naja, ich könnte es mir deutlich besser vorstellen … (lacht herzlich in die Richtung von Claus Schromm)

Claus Schromm: Viele haben zuvor gefragt: ‚Wie kann das funktionieren?‘ – Ich denke, es funktioniert, weil es jedem um die Sache geht und um keine persönlichen Interessen. Und Manu und mir geht es einfach um das Wohl des Vereins. Dieser soll – sowohl sportlich als auch finanziell – wieder auf die Beine kommen und hinter dem stehen wir zu 100 Prozent.

Manuel Baum: Spaß beiseite: Was mir auch noch gut gefällt ist, dass sich jeder bei uns im Trainer-Team konstruktiv einbringt.Der gesamte Trainerstab geht sehr offen und durchaus auch mal kritisch miteinander um, ohne dass man gleich beleidigt ist, weil es eben jedem um die Sache geht …

Claus Schromm: … klar gibt es auch mal 50:50-Entscheidungen zwischen uns beiden, wo wir nicht genau wussten, was das Richtige ist, aber dann haben wir immer noch als dritte Meinung unseren Co-Trainer Florian Ernst, der sehr nahe dran ist oder auch unseren Präsidenten. Dementsprechend hat es noch nie eine Situation gegeben, wo keine einvernehmliche Entscheidung gefällt werden konnte. Wir erklären uns gegenseitig unsere Argumente und dann lässt man sich auch überzeugen.

SpVgg: Manni, die derzeitige finanzielle Situation in der 3. Liga ist aktuell ziemlich beängstigend. Das Beispiel Alemannia Aachen zeigt, dass es schwer ist, in dieser Liga zu „überleben“. Wie schätzt du die gegebenen Bedingungen für die Vereine ein?

Manfred Schwabl: Ich glaube, man muss unterscheiden zwischen den Vereinen, die aus der 2. Bundesliga runterkommen und denen die schon länger Drittligist sind. Die Zweitliga-Absteiger haben einen großen Verwaltungsapparat und damit auch hohe Kosten und bekommen dann plötzlich deutlich weniger Fernsehgelder und wissen nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen können. Wenn man schon länger in der 3. Liga unterwegs ist, muss man irgendwann den Kopf einschalten und sagen: ‚Man kann nur noch das ausgeben, was man auch einnimmt‘ und die Einnahmen sind halt weniger als in der 2. Bundesliga und so muss man eben die gesamten Kosten und den Spieleretat dementsprechend gestalten. Da sollte man nicht immer jammern, dass es vom DFB möglicherweise zu wenig Geld gibt. Das sehe ich gar nicht so, sondern wir sollten froh sein, dass wir die gut 700.000 Euro erhalten. Darauf muss man eben alles ausrichten. Es ist jeder seines eigenen Glückes Schmied.

SpVgg: Viele denken natürlich beim Thema Finanzen auch aufgrund der vergangenen Probleme mit der Erteilung der Lizenz auch an eine Insolvenz der SpVgg. Wie kannst du diese Fans beruhigen?

Manfred Schwabl: Das alte Präsidium hat uns keine schlechte Situation hinterlassen und hat bereits die ersten Schritte eines langen Prozesses eingeleitet, den wir jetzt versuchen konsequent fortzuführen. Unser Hauptziel ist es, den Verein komplett zu konsolidieren und das gelingt uns nur, wenn wir nicht mehr ausgeben als wir einnehmen und dann kann man sicherlich eine Insolvenz ausschließen. Das Ganze gelingt allerdings nur mit Einnahmen, denn einen gewissen Kostenapparat haben wir einfach: Reisekosten, Spielergehälter, Geschäftsstelle – auch wenn wir dort überall schon Einschnitte vorgenommen haben. Wenn es dann um Einnahmen und das Überleben des Vereins geht, müssen wir eben auch Spielertransfers in Betracht ziehen, wie es bei Sascha Bigalke schon der Fall war. Grundsätzlich kann ich die Fans aber beruhigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.

SpVgg: Ihr musstet inzwischen die Unterlagen für die Nachlizenzierung einreichen – Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Manfred Schwabl: Der aktuelle Stand ist, dass uns grundsätzlich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bescheinigt wurde und dass wir bis Januar noch einen Punkt erfüllen müssen. Dieser ist eine kleine Liquiditätslücke, die für uns aber nicht überraschend war, weil wir immer in sehr engem Kontakt mit dem DFB stehen. Diese Lücke resultiert auch daraus, dass wir noch keinen Hauptsponsor haben und für uns gilt es eben jetzt, diese bis Ende Januar zu schließen. Wir sind da aber wirklich guter Dinge. Ich muss dazu sagen, dass der DFB als Kontrollorgan sehr gut ist, vor allem für uns, weil das die erste Lizenzierung für das Präsidium ist und so wachsen wir mit dieser Überwachung besser in die Aufgabe hinein.

SpVgg: Manni, kannst du denn vielleicht einen kurzen Einblick geben, wie es mit den Verhandlungen in Sachen Hauptsponsor steht?

Manfred Schwabl: Ich habe mich ja bereits schon einmal aus dem Fenster gelehnt und gesagt, dass es kein Problem sein kann, bis Ende August einen Sponsor zu finden und inzwischen haben wir schon Weihnachten und laufen immer noch mit einer freien Brust auf. Dass Gespräche laufen ist klar, aber über einen festen Zeitpunkt des Vertragsabschlusses sag ich lieber nichts mehr (lacht). Ich geh aber davon aus, dass wir in der Winterpause einen großen Schritt weiter kommen.

SpVgg: Die rettenden 45 Punkte sind jetzt fast schon erreicht, wie sehen die weiteren Ziele für die Rückrunde aus?

Manuel Baum: Noch fehlen uns ja sechs Punkte und erst wenn wir die 45 Punkte erreicht haben, können wir neue Ziele formulieren. Was aber noch ein weiteres Ziel ist, ist dass wir unsere Spieler schon so vorbereiten, dass sie sich zum einen in der Rückrunde noch weiterentwickeln, aber dann auch schon im Hinblick auf die nächste Saison einspielen, denn wir haben noch viele, die auch im nächsten Jahr einen Vertrag bei uns haben.

Claus Schromm: Wenn wir den Klassenerhalt sicher haben, bietet sich auch die Möglichkeit Spielern aus der zweiten Reihe, nicht nur eine Chance, sondern auch viel mehr Einsatzzeit zu geben, um sich zu beweisen und zu zeigen, dass sie auch für die 3. Liga geeignet sind. Die Planungen für die kommende Spielzeit laufen schon auf Hochtouren.

SpVgg: Die Hinrunde war eine der besten in der nahen Vergangenheit, weswegen nun auch schon viele Fans vom Aufstieg träumen und sich wundern, warum dies nicht als Ziel ausgegeben wird. Warum reicht es in dieser Spielzeit denn noch nicht zum großen Sprung in die 2. Bundesliga, wo man finanziell wieder besser gebettet wäre?

Claus Schromm: Das weiß man ja noch nicht genau. Wir haben uns mit 39 Punkten eine gute Ausgangslage erarbeitet und wollen jedes Spiel für sich sehen, jedes Spiel genauso angehen wie die anderen auch. Wir werden schauen, wenn wir die 45 Punkte haben und welches Datum im Kalender steht und dementsprechend können wir dann weitere Ziele formulieren …

Manuel Baum: Ich denke, man muss wirklich die Fakten sehen und von diesen kann man dann ausgehen, um die Ziele zu formulieren bzw. zu sagen, ob das Ganze realistisch ist oder nicht. Und die Fakten sind deutlich: jüngste Mannschaft der Liga, geringstes Etat in der Liga, keiner unserer Spieler kam aus der 1. Oder 2. Bundesliga sondern im Gegenteil aus unteren Klassen und so wäre es vollkommen unrealistisch mit einer anderen Zielsetzung die Saison zu beenden, egal wie es läuft. Man merkt nämlich schon, egal ob gegen den Ersten oder den Letzten in der Tabelle, dass uns ein gewisses Maß an Routine fehlt. Jeder Fan, der jetzt vom Aufstieg träumt, darf das natürlich, aber es ist vollkommen unrealistisch.

Claus Schromm: … Es ist verständlich, dass gerade die, die schon in der 1. Bundesliga Fan der Spielvereinigung waren, dort wieder hinwollen – das will wirklich jeder von uns, aber man darf nicht vergessen, dass wir eigentlich – wenn man nüchtern die Fakten betrachtet – in nahezu jedem Spiel der Außenseiter sind.

SpVgg: Die Leistungen blieben ja scheinbar bei anderen Vereinen nicht unbemerkt – wie sieht es mit Transfers in der Winterpause aus?

Manfred Schwabl: Ich denke, das Thema wird aktuell zu hochgekocht. Klar ist, dass wir in unserer finanziellen Situation bei einem guten Angebot für einen Spieler den Kopf auf die Seite legen und wirklich prüfen, ob es wirtschaftlich notwendig ist – ja oder nein – das müssen wir dann ganz nüchtern betrachten, auch wenn uns sicherlich der Weggang jeden Spielers Leid tut. Andererseits eröffnen wir damit jedem auch eine gewisse Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und das gehört ganz klar auch zu unserem Konzept dazu. Wir wollen keinem Spieler bei einem guten Angebot eines anderen Vereins, welches sowohl für uns als auch für den Spieler passt, den Weg verbauen.

SpVgg: Aber habt ihr dabei nicht Bedenken, dass der sportliche Erfolg unter diesen Verkäufen leiden könnte?

Manuel Baum: Wir würden ja dann mit genau den gleichen Voraussetzungen in die Spiele nach der Winterpause gehen, wie bereits zu Beginn der Saison. Auch damals hatten wir sozusagen No-Names. Und wenn die Spieler, die sich inzwischen einen Namen gemacht haben, weggehen, haben wir eben wieder No-Names, die überzeugen werden. Auch beim Transfer von Sascha Bigalke hat jeder davon gesprochen, dass wir zusammenbrechen werden, aber das war eben nicht der Fall. Wir sind schon ein Stück weit stolz, dass unsere Spieler Interesse erwecken, weil dies eben für die komplette Arbeit im Verein spricht und das der richtige Weg ist, den wir eingeschlagen haben.

Claus Schromm: Natürlich wollen wir irgendwann einmal mit der gleichen Mannschaft den nächsten Schritt tun, aber ob das jetzt über eine Winter-, Sommerpause oder eine Saison hinweg ist, das wissen wir jetzt noch nicht. Klar ist, dass wir diesen Schritt möglichst bald machen wollen, damit die Fans endlich mal das von uns hören, was sie hören wollen, nämlich ‚Aufstieg‘.

SpVgg: Wenn jetzt – wie angekündigt – bis zu sechs Spieler verkauft werden könnten, habt ihr denn dann schon potentielle Neuzugänge im Auge, auf die sich die Fans freuen dürfen?

Manuel Baum: Wir haben natürlich schon Spieler in der Pipeline, was aber nicht nur die Winter-, sondern bereits auch schon die Sommertransferperiode betrifft. Es wäre ja fahrlässig, wenn wir nicht jetzt schon Szenarien stricken würden, wenn der ein oder andere Spieler gehen würde. Das wird aber immer nach dem gleichen Schema ablaufen: junge, bayerische Spieler, die sich hier weiterbilden wollen.

Claus Schromm: … Wir schauen aber nicht nur für die erste Mannschaft, sondern auch schon für die deutlich jüngeren Jahrgänge. Wo haben wir einen schwächeren Jahrgang, wo einen wirklich top Jahrgang. Wir haben einige, die echt klasse sind, aber auch ein paar wenige, die brauchen noch Unterstützung und dementsprechend arbeiten wir dort schon vor, damit irgendwann die A-Juniorenspieler nahtlos in die erste Mannschaft nachrücken können, weil sie eben schon lange Zeit mit dem gleichen Konzept ausgebildet wurden.

SpVgg: Von der Mannschaft war bisher schon sehr viel Positives zu sehen, in welchen Bereichen gibt es denn noch Luft nach oben?

Claus Schromm: Wir haben noch unheimlich viel zu tun. Sicher schleifen sich bereits einige Dinge recht gut ein, aber wir müssen Baustein auf Baustein setzen und dabei achten, dass unten nicht wieder einer wegbricht, sondern aufeinander aufbauen. In den letzten Spielen hat man immer wieder gesehen, dass wir wirklich in allen Bereichen noch viel Potential haben.

Manuel Baum: Wir haben ja unseren Lehrplan und im Moment sind wir gerade in der Festigungsphase, das heißt, wie Claus bereits gesagt hat, muss sich vieles noch weiter einschleifen und im Sommer kann man dann den nächsten Schritt machen.

SpVgg: Vielen Dank euch drei für das ausführliche Interview.